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CoopCreation ist eine Gemeinschafts-Initiative von DUKOO eG (Das Unternehmen Kooperation) und dem FIKW (ForschungsInitiative Kooperativer Wandel), mittels Diskurs (CoopCreation-Dialoge) und Einbeziehung neuer Methoden (wie z.B. "Universaler Intelligenz"), Impulse für die Wirksamkeit von (kooperativen) Veränderungen zu entwickeln und zu erproben. Koordination: Dr. Adoj Allisei u. Gerd K. Schaumann.

3.5.19

Genossenschaften – Lediglich „Grundschulen“ für wirkliche Kooperationen?


Junge Menschen dürfen, sollten, müssen - kritisch sein ...?!


Bereich
Genossenschaften - Perspektiven

Frage
- Auszug -

Als Student der Wirtschaftswissenschaften habe ich „Bauchschmerzen“, wenn manche Menschen bereits „feuchte Augen“ bekommen oder sich als etwas „Besonderes“ fühlen, nur weil sie in einer Genossenschaft Mitglied sind. …
Genossenschaften, die ich im Rahmen einer „Hausarbeit“ im Studium besucht und interviewt habe, konnten mich nicht davon überzeugen, „Genossenschaften“ eine Art „Human-Management-Heiligenschein“ zu verleihen …
Gewiss, es gibt bei der einen oder anderen Genossenschaft schon Tendenzen, mit Mitgliedern bzw. Mitarbeitern etwas anders umzugehen, aber das nahm in der Tendenz ab, je größer die Genossenschaften sind. …
Wenn ich z.B. Mitglieder danach fragte, wie aktiv sie in die Zukunftsentwicklung ihrer Genossenschaft einbezogen seien, wie die Mitgliederförderung aussehe, etc. war ich recht erstaunt, wie wenig „bewusste“ Genossenschaftler ich antraf. Sprach ich jedoch mit Vorständen, Aufsichtsräten oder gar Verbandsvertretern, wurde mir eine völlig neue (andere) Welt erzählt. Bei denen erfuhr ich „Phantasien“, fast wie aus einem Lehrbuch der „Politischen Ökonomie des Sozialismus“. …
Besonders deftig war meine Enttäuschung, wenn ich Fragen nach modernen Managementkonzepten stellt, besonders solchen, die auf den Genossenschaftsbereich „zugeschnitten“ sind. Bah – überall nur „Bla. Bla oder heiße Luft. …
Die erzählten alle gern über „Prüfungspflicht“, Aufsicht und sonstigen politischen Vorgaben und Vorteilen, nie von MENSCHEN, um die es eigentlich geht. Und von „mittelfristiger Unternehmensplanung“ haben zwar einige schon gehört, aber keine einzige Genossenschaft hatte wirklich eine, die man als solche bezeichnen könnte. …
Ich habe in Genossenschaften viel über Recht und Rechtsform gehört (viel mehr als in anderen Rechtsformen!) , aber wenig über die ökonomischen und humanen Vorteile. …
Eigentlich wollte ich den Nachweis erbringen, dass Genossenschaften so etwas wie eine „Hochschule für Kooperation“ sein könnten. Diesen Ansatz habe ich fallengelassen und besser nicht weiter thematisiert. …
Meine Erfahrungen zusammengefasst könnten vielleicht so lauten:
„Genossenschaften sind gerade mal wie Grundschulen. In Grundschulen werden die Schüler mit den Lerngrundlagen für den weiteren Schulweg vertraut gemacht. …
Überträgt man diesen „Film“ mal auf Genossenschaft und Wirtschaft, könnte man das so ausdrücken:
Genossenschaften sind die Grundschulen“ für Kooperation. Hier erfährst du – hoffentlich wenigstens das – wie die Grundlagen für echte Kooperationen aussehen. Genossenschaften bieten höchstens den Grundschulabschluss für Kooperations-Unternehmen, den Sekundarabschluss, gar die Hochschulreife oder ein Master … - das musst du dir – wenn du willst oder kannst, besser selbst beibringen …
Stell dir vor, eine Art „Kooperations-Abiturient“ käme in eine Genossenschaft und sollte – aufgrund seiner Erfahrungen seinen Kommilitonen ein Unternehmen empfehlen, in dem man gut arbeiten könnte oder einen Startup in Genossenschaft zu beginnen. …
Macht euch endlich selbst ein Bild, wie es wirklich um „St. Geno“ aussieht und hört auf damit, andere Unternehmen, wegen ihrer Rechtsform an den Pranger zu stellen. …
Auch wenn dort sicherlich nur scheinbar der Mensch im Mittelpunkt steht und die fortschrittliche Unternehmensführung jederzeit von den „Entscheidern“ gekippt werden kann. Auch wenn „Management in Konkurrenz“ nie wirklich den Menschen im Blick hat – trotz alledem – man bemüht sich wenigstens. Bei Genossenschaften suchte ich sogar solche „Papiere“ vergeblich. …     

FragestellerIn: Student der Wirtschaftswissenschaften, engagierter „Nachwuchspolitiker“

Antwort
(Auszug)

Wie Sie sehen, treffen Ihre Befürchtungen in Ihrem Brief nicht zu. Wir veröffentlich durchaus – wie Sie es formulieren – „kritische“ Beiträge und fügen hinzu: „Kritisch plus konstruktiv“ wären uns noch lieber gewesen … Aber das kann noch werden.
Genossenschaften „schön zu reden“, wäre so ziemlich das „Dümmste“, was man tun sollte, denn „Genossenschaften“ sind lediglich eine „Hülle“ bzw. Rechtsform, wie eine AG oder GmbH auch. Kein Mensch käme auf die Idee, zu meinen, dass die gewählte Rechtsform irgendetwas mit dem angestrebten Unternehmenserfolg zu tun haben könnte. Sie sollte ihn lediglich nicht behindern. Deswegen käme auch niemand auf die Idee, einen „GmbH-Verband“ eine besondere Bedeutung beizumessen. Diese – z.B. (Lobby-) Aufgaben – übernehmen „Wirtschaftsverbände“, oftmals auch Kammern. Und wenn es um wirtschaftliche Angelegenheiten geht – was zu vermuten ist bei Unternehmen, unabhängig von ihrer Rechtsform – dann spricht man natürlich mit Abgeordneten, die für den Bereich Wirtschaft zuständig sind, um den es gerade geht. …
Bei Genossenschaften – vor allem deren Verbänden – scheint diese Sicht noch nicht besonders gut ausgeprägt zu sein, außer bei Banken und Wohnungsbau. …
Kommen wir zurück auf Ihre Kritik.
Lassen Sie uns in zwei – fiktive – Gründungssituationen „einsteigen“. Nehmen wir dazu – um es für Sie einfacher zu machen – an, dass es sich in beiden Fällen um Initiativen von Studenten Ihrer Universität handelt:

A.   Die Gruppe 1 – bestehend im Kern aus 5 Studenten - überlegt sich, gemeinsam ein Unternehmen zu initiieren, z.B. ein Beratungsunternehmen für „Stopp den Absentismus“. Sie finden es als eine „Geniale Geschäftsidee“, denn das „Kranksein aus Frust“ verursacht für Unternehmen und Krankenkassen „Millionen-Kosten“, Jahr für Jahr. Und genau dazu haben Sie jetzt den „wirksamen Weg schlechthin“ gefunden. Ihre potenziellen Kunden sind schnell definiert: Unternehmen mit hohen „Krankheits-Ständen“ (vor allem Montags) und die Krankenkassen, die bei längeren Abwesenheitszeiten „einspringen“ müssen.
B.   Die Gruppe 2. Sie besteht aus 2 Studenten ihrer Hochschule (Fachbereich Wirtschaft), 2 Studenten aus einer Fachhochschule für Technik (150 Km von Ihrer Uni entfernt – alle männlich. Außerdem kommen hinzu 3 Mädchen, die in einem Handwerksbetrieb Facharbeiterinnen für Holztechnik sind. Die drei Frauen arbeiten in einer großen Tischlerei, die wiederum ca. 100 Km von beiden Hochschulen entfernt liegt. Alle (7) Personen haben sich im letzten Urlaub gut befreundet. Das Problem der Frauen: Ihre Arbeitsplätze sind vakant, denn es gibt keinen Unternehmensnachfolger. Der Tischlermeister scheint gezwungen, den Betrieb „aufzugeben“. Das sehen – zumindest die Frauen und 2 Studenten völlig anders. 2 Studenten sind unschlüssig, denn als „umweltbewusste“ Menschen, gefällt ihnen einiges nicht, womit die Tischlerei derzeit arbeitet, z.B. beim Holzschutz. …

Na, wie wäre dazu Ihre Lösung?
Die Diskussionen untereinander beginnen „Fahrt“ aufzunehmen.


Fall-Besipiel A.

Bei Fall A. sieht und ist alles wirklich recht einfach aus, sofern Konsens über den „Markteintritt“ besteht und jeder die Rolle findet, bei der er oder sie sich „angesprochen“ fühlen. Das Startkapital ist überschaubar und man kann bereits zeitnah an eine Umsetzung denken. Viel spricht dafür, wenn jede Person prüft, ob jede Person (freiberuflich) selbständig bleibt und man sich insgesamt mittels einer gemeinsamen Firma am „Markt“ präsentiert. Also wählt man eine Genossenschaft und bestellt – was durchaus (theoretisch) möglich wäre – 5 Vorstände. Problem dabei: Man müsste weitere Personen einbeziehen, denn eine solche Genossenschaft benötigt zwar keinen Aufsichtsrat, aber eine/ Bevollmächtigte/n der Generalversammlung, was natürlich nicht ein Vorstand sein kann/sollte/dürfte? Man ist unter sich und wird deshalb eine Lösung finden, die alle zufriedenstellt – zumindest solange, wie das TEAM wirklich sich als TEAM versteht. Natürlich gibt es auch für diesen Fall eine „genossenschaftliche Lösung“, die wir hier nicht weiter thematisieren wollen …
Etwas „komplizierter“ sieht die Lösung aus, wenn man das Thema „Sozialversicherungspflicht“ intelligent berücksichtigen will bzw. muss …

Wenn alle „Teilhaber“ in allen wesentlichen – personellen und unternehmensbezogenen Fragen synchron sind, würden die Gründung einer „Beratungs-Genossenschaft“ die einfachste „Lösungs-Form“ sein.

Wir erinnern Sie – rein vorsorglich – an Ihre Kritik. Genossenschaften sind „nur“ die Rechtsform, nicht das Unternehmen an sich …
Insoweit können wir Ihre Kritik an der „Politik“ von Genossenschaftsverbänden gut nachvollziehen, denn von dort können Sie kaum wirklich Wichtiges für den genossenschaftlichen Unternehmenserfolg erfahren. Bedauerlich, dass dieses Geschäftsfeld erst wenige Unternehmensberater für sich entdeckt haben …

Fall-Beispiel B.

Um zu dieser Situation einen sinnvollen Beitrag leisten zu können, muss es zu einer Begegnung zwischen allen potenziell beteiligten Personen kommen. Die Mitwirkung eines „sachverständigen“, und neutralen Coachs wäre angebracht, auch wenn es etwas „Geldeinsatz“ erfordern könnte. …
Die Biographie aller Beteiligten ist höchst unterschiedlich, sodass auch die Erwartungen unterschiedlich, divergent oder gar sachfremd sein könnten, eher sein werden. ….   
       


Redaktion:
Fachbereich „CoopCreation“ im „IWC QuantenInstitut“
(Internationale Wissenschafts- Cooperation für angewandte Quantenphysik)